Sherlock Claire 007 und das Leerstands-Paradoxon

Sherlock Claire 007 und das Leerstands-Paradoxon
Drei Fragen an...

Version française / Französische Version: https://blog.esch.lu/2023/06/02/claire-007/

Den Escher Blog: Hallo Claire, was ist denn das für eine Mütze, die du da trägst? Spielst du Detektiv?

Claire: Hallo Escher Blog. Was heißt hier spielen? Als Sherlock Claire 007 bin ich dabei einem wichtigen Fall auf den Grund zu gehen: Den des mutmaßlichen Leerstandes. Das Wort geht in Esch ja derzeit um und tatsächlich, wenn ich mich so in der Alzettestraße umsehe, kann ich nicht abstreiten, dass einige Geschäftslokale ungenutzt sind. „Da muss doch ein Geheimnis dahinterstecken“, habe ich mir gesagt und ich bin dabei dieses zu lüften, indem ich den Ursachen für leerstehende Geschäftsflächen auf den Grund gehe.

Den Escher Blog: Aha, und, gibt es schon erste Erkenntnisse?

Claire: Die Mannschaft des Département des Affaires Economiques ist schon seit einigen Jahren dabei dem Problem entgegenzuwirken und deshalb ist es nicht ganz richtig von „ersten“ Erkenntnissen zu reden. Zum einen muss man klar sagen, dass es Leerstand in Esch nicht erst seit einigen Jahren oder seit irgendeiner rezenten Krise gibt. Der Leerstand ist demnach in den meisten Fällen nicht konjunkturell, sondern strukturell bedingt. Das hat auch mit der Geschichte der Alzettestraße zu tun und dem bereits aus dem alten Rom überlieferten Klischee „Früher war alles besser“. So mancher Eigentümer gibt sich gerne nostalgischen Erinnerungen hin, als die Vorfahren noch selbst ein Geschäft führten. Mit Veränderungen tut sich mancher schwer.

Die Folge ist, dass einige Lokale renovierungsbedürftig sind, eine Instandsetzung nottut, oder dass die Eigentümer Vorstellungen zur Höhe der Miete haben, die sich jenseits von Gut und Böse bewegen. Einige investieren dann lieber nichts, erhalten die Gemäuer ihrer Erinnerungen im Ist-Zustand, ohne sich dabei im Klaren zu sein, dass sie so den Sachwert ihres Eigentums auf Dauer mindern. Natürlich können aktuell auch die hohen Kreditzinsen von Investitionen abschrecken. So oder so, diese leeren Gebäude stechen dann den Besuchern der Alzettestraße ins Auge.

Dabei ist es überhaupt nicht so als ob in Esch viele leere Geschäftsflächen zur Verfügung stünden. Das Gegenteil ist der Fall. Viele die ein Projekt im Stadtzentrum verwirklichen wollen, scheitern daran, dass sie den passenden Raum nicht finden.

Den Escher Blog: Ist Sherlock Claire 007 einem Paradoxon auf der Spur?

Claire: Fast. Es ist ja nicht so, als ob dies ein rein Escher Problem wäre. Hohe Kreditzinsen und strukturellen Leerstand gibt überall und letzteren vielerorts weitaus mehr als hier. Gäbe es die eine Wunderlösung, glaube mir, irgendjemand hätte sie bereits gefunden. Aber, die Projektträger, die eine Geschäftsidee umsetzen wollen, haben oft spezifische Bedürfnisse. Dazu können Abzugshauben für Gastronomiebetriebe, spezielle Brandschutzmaßnahmen, eine gewisse Größe an Geschäfts-oder Lagerflächen, Vorgaben des Franchisegebers zur Länge des Schaufensters und so weiter gehören.

Um Eigentümer zu motivieren in ihren Lehrstand zu investieren und um Projektträger unter die Arme zu greifen, wurden bereits im Oktober 2022 im Escher Gemeinderat eine Gebühr auf Leerstand und eine Prämie für Instandsetzungsarbeiten votiert. Allerdings müssen solche Beschlüsse des Gemeinderates vom Innenministerium validiert werden, ehe sie in Kraft treten. Und das ist leider immer noch nicht geschehen, so dass die Stadt weiterhin auf dieses wichtige Instrument verzichten muss.

Dennoch werden die Hände nicht in den Schoss gelegt. Dylan Soares, Andrea Deidda und Goran Borisavljevic unter der Leitung von Christian Bettendorff sind aktiv in der „Prospection économique“. Mit offenem Ohr und viel Sachverstand versuchen sie zwischen Projektträgern und Eigentümern zu vermitteln. So mancher Leerstand, auch wenn es nach Außen danach aussieht, ist daher auch schon längst keiner mehr, wovon die Aufkleber des Claire-Projektes an einigen Vitrinen auch Zeugnis ablegen.

So konnte das ehemalige Lokal eines Schuhhandels an eine Fitness-Kette vermittelt werden, die im November in Esch eröffnen wird. Andernorts entstehen neue Restaurants oder es werden noch passende Projekte gesucht.

Insgesamt ist es wichtig zu wissen, dass es in Esch überhaupt nicht so viel Leerstand gibt, wie auch ein Blick auf die Gewerbeflächebörse espacescommerciaux.esch.lu beweist. 264 Dienstleistungsbetriebe sind derzeit in Esch ansässig. Dazu kommen 235 Geschäfte im Einzelhandel, 259 Horeca-Betriebe (Gastronomie und Übernachtung) sowie nicht weniger als 28 Betriebe des Lebensmittelhandwerks. Alles in allem viele kleine und mittelständige Unternehmen, die für Vielfalt und Attraktivität in Esch sorgen.

Und die traditionelle Zusatzfrage: Wer bitte schön ist denn Claire?

Claire steht für „Concept Local d’Activation pour la Revitalisation commerciale d’Esch“. Es handelt sich hierbei um eine Initiative der Stadt Esch im Rahmen der Belebung der Stadtmitte. Das Team des „Département des affaires économiques“ unter der Leitung von Christian Bettendorff betreibt in diesem Zusammenhang eine ganze Reihe an Initiativen, wie zum Beispiel den „Escher Pop Up Store“, „Den Escher Blog“, „Den 120“ oder auch die neue Internetseite espacescommerciaux.esch.lu auf welcher interessierte Unternehmer und Unternehmerinnen bequem herausfinden können, wo in Esch welches Geschäftslokal gerade zu welchen Bedingungen zur Verfügung steht.

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